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Nies: Spätes Nachspiel der Café-Pleite

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Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk
Kamen. Sie hatte es gut gemeint - die Betriebsleiterin des früheren "Café Nies" an der Kämerstraße. Als der Chef nicht mehr konnte und schließlich starb, übernahm sie das Geschäft. Nicht nur um ihrer selbst willen, auch für die Kolleginnen und Kollegen, die sonst ihren Job los gewesen wären. Das brachte sie letztlich auf die Anklagebank im Kamener Amtsgericht.
Der Tatvorwurf: Die bis dahin unbescholtene Frau soll Arbeitsentgelte nicht gezahlt und Beiträge zur Sozialversicherung nicht abgeführt haben. Daran gibt es wohl auch nichts zu rütteln. Aber die Geschichte der Angeklagten ließ genauso wenig Zweifel daran, dass hier keine abgebrühte Geschäftsfrau am Werk war, die ihre Mitarbeiter und die Allgemeinheit hätte schädigen wollen. Stattdessen: verrechnet, die Situation falsch eingeschätzt - und einfach reingerasselt. Drei Monate Durchwurschteln, dann folgte der Insolvenzantrag.
Amtsrichter Martin Klopsch griff denn auch zu einem Mittel, das eher selten angewendet wird: Er sprach eine Verwarnung aus, verbunden mit der Androhung einer Geldstrafe von 1500 Euro für den Fall, dass die Frau binnen eines Jahres nochmals straffällig wird. Anders ausgedrückt: eine Geldstrafe auf Bewährung. Kleiner Haken: Als Bewährungsauflage muss die Frau trotzdem eine - eher bescheidene - Summe von 450 Euro zahlen. Das Geld geht aber nicht an den Staat, sondern an die Heilsarmee.
Inzwischen lebt sie in Süddeutschland und will mit der Kamener Geschichte abschließen. Die Übernahme des Kamener Cafés hätte sie voranbringen sollen - und habe sie zurückgeworfen, erzählte sie vor Gericht. Als Strafe empfand sie wohl schon, dass in ihrem neuen Domizil plötzlich uniformierte Polizisten auftauchten, die sie in Sachen "Nies" vernehmen wollten - obwohl der Fall größtenteils klar und entscheidende Fragen längst schriftlich gegenüber den Behörden in Kamen und Dortmund beantwortet worden waren.


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