von Dr. Götz Heinrich Loos
Kamen. Mit dem Motto „Attraktionen“ für das 6. Sinfoniekonzert dieser Saison der Neuen Philharmonie Westfalen am Mittwochabend in der Konzertaula war kein Zirkus gemeint, sondern Jahrmärkte und besonders – weil Februar – der Karneval. Und so startete das Orchester unter Generalmusikdirektor Rasmus Baumann den Abend mit Dvořáks Konzertouvertüre A-Dur op. 92 B. 169, die den Titel „Karneval“ trägt, eigentlich Teil einer Ouvertüren-Trilogie namens „Natur, Leben und Liebe“ – für die mittlere der drei wählte er eben diesen „Karneval“, was natürlich bezeichnend für die Meinung des Komponisten über das Leben zu sein scheint: Das pralle, lustvolle, beschwingt feiernde Leben… Genauso ist die Ouvertüre auch gestaltet; was mich dabei immer wieder fasziniert, wie es hier geschafft ist, das Ende des Werkes möglichst herauszuzögern – mit einer Anzahl an „Scheinenden“, bis schließlich doch der Schlussakkord geschafft ist. Nun ist aber das „Leben“ selbst im Karneval doch nicht immer fröhlich, gibt es doch auch Abschnitte in Moll und zarten Holzbläsertönen, am Schönsten in den Passagen des Englischhorns (das ja nicht allzu viel später im zweiten Satz der „Neuen Welt“-Sinfonie eine ähnlich melancholisch-zarte Hauptrolle erhalten sollte). Die Interpretation entsprach in Allem dem, was ich an Vorstellungen mitgebracht hatte und überzeugte – wieder einmal – durch die Kombination von technischer Perfektion und tiefgehend emotionaler Ansprache. Ein großartiger Applaus zeigte, dass das Publikum von Werk und Interpretation begeistert war.