von Andreas Milk
Kamen. Spielzeugautos, CD-Boxen, ein Kinderanzug und noch so manches andere: Die Kamenerin Simone H. (Name geändert) hatte auf Ebay ein umfangreiches Warenangebot. Bloß: Diese Ware dann auch auszuliefern - das klappte nicht so ganz, wenn die Kunden erst einmal gezahlt hatten. Wegen Betrugs in fünf Fällen saß die 32-Jährige heute vor Amtsrichter Martin Klopsch.
"Ich will keinen betrügen", hatte sie nach Verlesung der Anklage erklärt. Geglaubt haben Richter und Staatsanwalt ihr das nicht. Das lag vor allem an der akribisch dokumentierten Korrespondenz, die Simone H. in allen fünf Fällen mit den Kunden führte. Diese Korrespondenz per Mail ging erst fröhlich hin und her, "Liebe Grüße" und detaillierte Auskünfte zur Beschaffenheit der angebotenen Artikel inklusive - aber es wurde abrupt einseitig, sobald die Kunden das Geld auf H.'s Girokonto überwiesen hatten. Von da an schwieg Simone H. beharrlich. Auf die zunehmend unwirschen Nachfragen, wo denn die Ware nun bleibe, antwortete sie nicht.
Vor Gericht begründete sie das heute damit, pro Monat bis zu 200 Verkäufe abgewickelt zu haben. Da gehe der Überblick halt verloren. Im übrigen: Für den Versand sei ja eigentlich auch eher ihr Freund verantwortlich gewesen. Richter Klopsch - nach eigenem Bekunden versiert in Sachen Online-Verkäufe - hatte an H.'s Schilderung so seine Zweifel. Gleich fünf Mal fahrlässiges "Dumm gelaufen" statt krimineller Betrugsabsicht? Das schien ihm eine Schutzbehauptung. Und überhaupt, Betrügereien vor Gericht: "Keiner sagt einfach mal: Ja, ich war's."
Simone H., schon vorbestraft wegen zwei früherer Betrugstaten, wurde dieses Mal zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Daneben muss sie Schadenswiedergutmachung leisten: Die fünf Ebay-Kunden sollen unterm Strich knapp 300 Euro zurück erhalten.