Quantcast
Channel: KamenWeb - Onlinemagazin für Kamen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2666

Kein Witz: Treffen sich neun Bahnkontrolleure...

$
0
0

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk
Kamen. Möglich, dass heute bei der Bahn außergewöhnlich viele Schwarzfahrten unentdeckt geblieben sind. Denn ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kontrolleure saß im Kamener Amtsgericht. Gleich neun von ihnen mussten als Zeugen im Strafprozess gegen eine junge Frau aussagen. Die soll (mindestens) 17 Mal ohne Fahrkarte in Regionalzüge, S-Bahnen und Intercitys zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin eingestiegen sein.
An und für sich eine juristisch unkomplizierte Sache, die sich ohne einen Massenauflauf von Zeugen klären ließe. Theoretisch. Bloß: Die Frau sagte bei einer früheren Vernehmung, nicht sie sei die Schwarzfahrerin gewesen. Vielmehr habe da wohl jemand ihren Namen benutzt. Sowohl Personalausweis als auch Krankenversicherungskarte seien ihr einige Zeit vor den besagten Zugfahrten verloren gegangen. Diese Dokumente seien anscheinend missbraucht worden.
Die Behauptung half ihr nicht. Einer der neun Zeugen erkannte sie wieder - kein Wunder, denn sie ist äußerlich eine recht schillernde Figur. Die übrigen acht hatten an sie keine konkrete Erinnerung, gaben aber glaubhaft zu Protokoll, es wäre ihnen aufgefallen, wenn die abgebildete Person auf dem Personalausweis oder der Versichertenkarte eine andere Person gewesen wäre als die, welche da leibhaftig im Zug saß.
Die Angeklagte hatte noch mehr zu bieten als erschlichene Freifahrten: In einem Mietshaus in Methler beleidigte und schlug sie laut Anklage eine Nachbarin. Die hatte es gewagt, sich morgens im Flur über einen Haufen Bettzeug samt darin liegendem Mann zu empören. Der war seinerzeit der Lebensgefährte der notorischen Schwarzfahrerin.
Inzwischen lebt die Angeklagte in Dortmund. Das dürfte zumindest die Lage in dem Haus in Methler merklich entspannt haben. Und auch sie selbst führe jetzt ein ganz normales Leben, versicherte sie dem Richter. Der verhängte für die Schwarzfahrerei eine Geldstrafe von 300 Tagessätzen à 10 Euro, für die Attacke auf die Nachbarin zehn Monate Haft auf Bewährung. Das scheint recht happig - hängt aber mit Vorbelastungen zusammen.
Für die Fahrtkosten und Verdienstausfälle der neun Bahn-Leute an diesem Mittwoch muss die Frau nach Rechtskraft des Urteils ebenfalls aufkommen. Die Kontrolleure waren zum Gerichtstermin unter anderem aus Aachen und aus einem Ort nahe Hannover angereist.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2666